Fast jeder weiß, dass die Route 66 nächstes Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Aber wem ist bekannt, dass der legendäre Highway 61, auch bekannt als Blues Highway, bereits dieses Jahr ebenso alt geworden ist? Der Highway 61 ist eine Straße, die wie kaum eine andere für den Klang, die Geschichte und die Seele der USA steht. Von Memphis bis New Orleans zieht sich diese mythenreiche Route entlang des Mississippi, durch Baumwollfelder, kleine Orte, historische Clubs und über 200 Meilen tiefster Musikgeschichte.

Wo Amerikas Musik geboren wurde
Auf etwa 700 Kilometern durch den US-Bundesstaat Mississippi führt der Highway 61 mitten hinein in die Ursprünge des Blues. Er war die Straße der Baumwollpflücker, Wanderarbeiter und Musiker – Menschen, deren Geschichten sich in den Liedern von Howlin’ Wolf, Bessie Smith oder Charley Patton widerspiegeln. Später machte Bob Dylan den Highway mit seinem Album Highway 61 Revisited unsterblich.
Der Roadtrip beginnt im Norden Mississippis, unweit von Memphis. Im Gateway to the Blues Museum in Tunica, in einem alten Güterbahnhof untergebracht, erfahren Besucher alles über die Anfänge dieser Musikrichtung. In Clarksdale, wo angeblich Blues-Legende Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft haben soll, wird der Blues allabendlich live gespielt – etwa im Ground Zero Blues Club von Morgan Freeman. Das Delta Blues Museum erzählt ergänzend die Geschichte jener Künstler, die hier einst den Grundstein für den Rock ’n’ Roll legten.
Entlang des sogenannten Mississippi Blues Trails markieren über 200 blaue Tafeln Orte, an denen der Blues Geschichte schrieb. In Cleveland steht das einzige Grammy-Museum außerhalb von Los Angeles – eine Hommage an die unzähligen Musiker aus Mississippi, die für den Musikpreis nominiert wurden. Nur wenige Meilen entfernt liegt Dockery Farms, die „Wiege des Blues“.

Südstaaten-Atmosphäre und Geschichte
Weiter südlich lockt Vicksburg mit seinem National Military Park, der an den Bürgerkrieg erinnert. In Natchez, einer der ältesten Städte am Mississippi, reihen sich prachtvolle Villen aus der Vorkriegszeit aneinander – viele davon sind heute als Museen oder B&Bs zu besichtigen. Und natürlich gehört zur Reise auch der Geschmack des Südens: kräftiges Barbecue, würzige Tamales und herzhafte Küche, serviert in familiengeführten Restaurants, die oft seit Generationen bestehen.
Vom Feldweg zur Traumstraße
Als der Highway 61 im Jahr 1925 offiziell nummeriert wurde, gehörte er zum ersten einheitlichen amerikanischen Fernstraßensystem. Damals bestand das Netz aus 122.000 Kilometern Straßen, die von den Bundesstaaten gepflegt wurden. Heute umfasst das System mehr als eine Viertelmillion Kilometer – und der Highway 61 bleibt einer seiner kulturell bedeutendsten Abschnitte.
Auf insgesamt 2.264 Kilometern verbindet die Route den Norden der USA mit dem Süden – vom Lake Superior in Minnesota bis nach New Orleans, wo sie im pulsierenden French Quarter endet. Wer sie befährt, erlebt die Geschichte Amerikas in Musik, Landschaft und Begegnungen – eine Reise durch Zeit, Klang und Emotionen.
Der „Blues Highway“ ist mehr als nur Asphalt: Er ist ein Symbol amerikanischer Identität, ein Klangteppich aus Vergangenheit und Gegenwart – und auch 100 Jahre nach seiner Gründung ein Stück lebendiger Kulturgeschichte.
Reiseinformationen gibt es hier: www.mississippi-reisen.de

