Wenn der Herbst in Tennessee Einzug hält, verfärben sich die Wälder in ein leuchtendes Mosaik aus Rot, Gold und Kupfer. Doch mit den kürzer werdenden Tagen kommen auch andere Farben ins Spiel – Dunkelheit, Nebel, das Flackern von Laternen und das Rascheln unsichtbarer Schritte. Während die Südstaatensonne noch tagsüber warm scheint, erzählen die Nächte Geschichten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ob in alten Herrenhäusern, verlassenen Gefängnissen oder geheimnisvollen Höhlen – im Volunteer State wird Geschichte lebendig, manchmal auf unheimliche Weise.

Von Nashville bis Memphis, von den Bergen im Osten bis zu den Flussufern des Mississippi: Überall im Bundesstaat warten Orte, an denen man dem Übernatürlichen ganz nah kommt – perfekt, um sich im Herbst auf Halloween einzustimmen.
Zwischen Gefängnissen, Geisterhäusern und Höhlen
Wer die Mischung aus Geschichte und Gänsehaut liebt, sollte in Franklin, südlich von Nashville, beginnen. Dort steht das Lotz House, ein Herrenhaus aus dem Jahr 1858 – und einer der gruseligsten Orte der USA. Während der blutigen Schlacht von Franklin im Amerikanischen Bürgerkrieg diente das Haus als Lazarett. Besucher berichten heute von unerklärlichen Geräuschen, flackerndem Licht und Erscheinungen einer weinenden Frau. Kein Wunder, dass der Travel Channel das Gebäude unter die „Most Terrifying Places in America“ aufgenommen hat. Führungen sind tagsüber möglich (lotzhouse.com).

Richtung Osten, tief in den Bergen, erhebt sich das düstere Brushy Mountain State Penitentiary – einst Hochsicherheitsgefängnis, heute Touristenmagnet und einer der angeblich paranormal aktivsten Orte Tennessees. Über ein Jahrhundert lang saßen hier einige der gefährlichsten Verbrecher der USA ein, darunter James Earl Ray, der Mörder von Martin Luther King Jr. Heute kann man das Gefängnis auf eigene Faust erkunden oder an nächtlichen Geisterführungen teilnehmen, bei denen Besucher Schritte, Stimmen und kalte Luftzüge in den Zellen spüren sollen. Das Gelände beherbergt außerdem eine Brennerei, ein Restaurant und eine Konzertbühne – ein unheimlich spannender Zwischenstopp für Roadtripper (tourbrushy.com).

Wer statt Mauern lieber Felsen bevorzugt, sollte die Ruby Falls bei Chattanooga besuchen. Unter der Erde verbirgt sich dort ein Höhlenkomplex mit einem 44 Meter hohen Wasserfall, der in der Halloween-Saison in schauriges Licht getaucht wird. In der Dread Hollow-Attraktion können Mutige Escape Rooms und Geisterhäuser besuchen – vom Belle Royale Hotel bis zur Dread Hollow High School. Etwas beschaulicher, aber nicht minder spannend ist die Lantern Tour: Ghost Walk Edition, ein nächtlicher Rundgang durch die Tropfsteinhöhle, bei dem Führer mit Laternen von tragischen Schicksalen und geisterhaften Begegnungen erzählen (rubyfalls.com/events/dread-hollow).

Noch weiter nördlich, in den Bergen bei Knoxville, liegt das Historic Rugby Village – ein viktorianisches Dorf, das 1880 von einem britischen Schriftsteller gegründet wurde. Nach Einbruch der Dunkelheit führen die After Dark Lantern Tours Besucher durch die alten Häuser und Straßen, wo Geschichte und Gänsehaut aufeinandertreffen. Die Führungen verbinden historische Fakten mit paranormalen Legenden – und das in einer Kulisse, die aussieht, als wäre die Zeit stehen geblieben (historicrugby.org).
Und dann gibt es da noch die Bell Witch Cave in Adams – eine Legende, die in Tennessee beinahe so berühmt ist wie Elvis. Schon Präsident Andrew Jackson soll die Farm der Familie Bell gemieden haben, weil dort seltsame Dinge geschahen: fliegende Steine, mysteriöse Stimmen, Lichter aus dem Nichts. Heute können Besucher die Höhle und das umliegende Gelände mit einem Paranormal-Team erkunden und der berühmtesten Hexe des Südens vielleicht selbst begegnen (bellwitchcave.com).
Vom Friedhof zur Festivalstimmung
Ein bisschen Ruhe nach so viel Aufregung? Fehlanzeige. Denn selbst die Friedhöfe Tennessees erzählen Geschichten, die unter die Haut gehen. Besonders eindrucksvoll ist der Elmwood Cemetery in Memphis, der letzte Ruheort für mehr als 75.000 Menschen – darunter Bürgerkriegshelden, Politiker und Pioniere. Zwischen uralten Eichen und kunstvollen Grabmälern finden regelmäßig Führungen statt, bei denen die bewegte Geschichte der Stadt erzählt wird – stets mit einem Hauch von Spuk. Nebenbei ist der Friedhof auch Arboretum und Vogelschutzgebiet – ein stiller Ort, an dem sich Natur, Geschichte und Mythen begegnen (elmwoodcemetery.org).

Doch Tennessee wäre nicht Tennessee, wenn es nicht auch seine düstere Seite mit einer ordentlichen Portion Lebensfreude verbinden würde. Viele Städte veranstalten im Oktober Halloween-Paraden, Kürbisfeste oder Spukführungen. In Chattanooga beispielsweise laden historische Touren zum Entdecken alter Stadtteile ein, während in Nashville Bars und Clubs mit Maskenbällen, Live-Musik und Whiskey-Cocktails locken.
Wer eine Kombination aus Gänsehaut, Geschichte und Gastfreundschaft sucht, ist in Tennessee genau richtig. Hier wird der Herbst zum Erlebnis für alle Sinne: goldenes Laub bei Tag, geheimnisvolle Schatten bei Nacht – und Geschichten, die man noch lange nach der Reise weitererzählt.
Mehr unter www.tnvacation.com.
