Wer in den vergangenen Monaten eine Reise in die USA geplant hat, hat die Veränderungen gespürt: gestiegene ESTA-Gebühren, striktere Kontrollen, gekürzte Marketingkampagnen – und ein deutlich angeschlagenes Image des Landes im Ausland. Während Kanada und Europa vielerorts Rekordzahlen verzeichnen, ist die Reiselust in Richtung USA spürbar gesunken. Ein zentraler Grund dafür lag im Inneren des Landes: Unter der derzeitigen US-Regierung wurden zahlreiche Förderprogramme empfindlich gekürzt – darunter auch das Budget von Brand USA, der offiziellen Marketingorganisation für den internationalen Tourismus. Dieses Programm war jedoch entscheidend dafür, dass Reisende weltweit überhaupt erfuhren, welche Vielfalt die USA bieten. Mit dem jetzt vorgestellten VISIT USA Act soll dieser Trend gestoppt und umgekehrt werden.

Wie alles begann: eine massive Kürzung – mit weitreichenden Folgen
Brand USA finanzierte sich bisher aus ESTA-Gebühren sowie Branchenbeiträgen. Doch mit den umfassenden Sparmaßnahmen der US-Regierung – die viele Bereiche des öffentlichen Lebens trafen – wurde diese Finanzierung fast komplett gekappt. Die Mittel aus ESTA brachen um 80 % ein, Brand USA hatte plötzlich deutlich weniger Budget zur Verfügung. Die Folgen waren unmittelbar:
- 15 % des Personals mussten entlassen werden,
- GoUSA TV, die internationale Tourismusplattform, wurde geschlossen,
- Marketingkampagnen in Europa, Kanada, Asien und Lateinamerika mussten massiv reduziert werden.
Gerade in einer Phase, in der die USA aufgrund der politischen Großwetterlage ohnehin ein Imageproblem hat, verstärkte der Sparkurs diesen Trend.
Kanada ist dafür ein deutliches Beispiel: Studien zeigen, dass viele Kanadier aus Protest gegen politische Entscheidungen lieber ihren Urlaub im eigenen Land verbringen. Die Reisen in die USA sind zweistellig eingebrochen – ein Trend, der sich auch in Teilen Europas, darunter Deutschland, abzeichnet. Die US-Reisebranche spürt das, und sie spürt es deutlich: weniger Besucher, weniger Übernachtungen, weniger Umsatz in Hotels, Restaurants und Attraktionen.
Der VISIT USA Act: ein überfälliges Comeback
Am 19. November 2025 wurde deshalb der VISIT USA Act vorgestellt – ein parteiübergreifend unterstütztes Gesetz, das Brand USA wieder volle Finanzierung aus den ESTA-Einnahmen zusichern soll. Und die Zeit drängt, denn die USA stehen vor den vielleicht wichtigsten Tourismusjahren ihrer Geschichte mit drei Mega-Events:
- FIFA Weltmeisterschaft 2026
- America 250 – 250 Jahre Unabhängigkeit (2026)
- Olympische Sommerspiele 2028 in Los Angeles
Diese drei Ereignisse (und weitere, wie z.B. 100 Jahre Route 66) hätten das Potenzial, bis zu 40 Millionen Besucher anzuziehen. Doch ohne eine starke, international sichtbare Marketingorganisation wird es schwer, dieses Potenzial auszuschöpfen. Der VISIT USA Act könnte nun sicherstellen, dass genau das gelingt. Allerdings ist der Act im Moment noch nicht von beiden Kammern des Kongresses verabschiedet oder in Kraft getreten.
Warum das auch für Reisende wichtig ist
Für internationale Besucher bedeutet eine starke Brand USA:
- bessere Informationen über Reiseziele und Routen
- mehr Inspiration für weniger bekannte Regionen
- bessere Unterstützung von Reiseveranstaltern und Medien
- professionelle Marketingkampagnen, die die Vielfalt des Landes sichtbar machen
- Verbesserung des US-Images, das zuletzt unter Reiseskeptikern gelitten hat
Gleichzeitig wäre der Act ein Zeichen dafür, dass die USA trotz politischer Spannungen wieder stärker um globale Besucher werben möchten – und dass die Tourismusbranche als Jobmotor ernst genommen wird.
Ein tiefer werdender Graben – und eine Chance zur Annäherung
Spannend ist, inwieweit die Tourismuslage die gesellschaftliche Stimmung widerspiegelt. Während immer mehr Kanadier aus politischen Gründen bewusst auf USA-Reisen verzichten – teils aus Protest, teils aus Unsicherheit – versucht die USA nun, ihre „einladende Seite“ wieder stärker zu betonen. Kanadische Medien analysieren seit Monaten, wie stark die Distanz zwischen beiden Gesellschaften gewachsen ist.
Kanadas konsequente Gegenposition zu extremen politischen Strömungen im Süden kommt international gut an und stärkt das Vertrauen vieler Reisender – während die USA, laut aktuellen Rankings, in ihrem weltweiten Image deutlich verloren haben. Umso wichtiger ist nun, dass die USA wieder Brücken bauen – und Tourismus ist eine der effektivsten und pragmatischsten Möglichkeiten dafür.
Ein Neustart zur richtigen Zeit
Der VISIT USA Act ist weit mehr als nur ein Gesetzentwurf. Bei einer Ratifizierung wäre es ein Signal an die Welt, dass die USA ihre Türen bewusst wieder öffnen wollen – und dass sie verstanden haben, wie wichtig internationale Besucher für Wirtschaft, Gesellschaft und globales Ansehen sind.
Für Reisende, die sich derzeit zurückhalten, hieße das: Es könnte wieder attraktiver werden, sich mit einer Reise in die USA zu beschäftigen – jetzt und vor allem in den kommenden Jahren.
