Kelowna wird Kanadas erste UNESCO-Stadt der Gastronomie

3. Nov. 2025 | Kanada, News, Tipp

Kelowna in British Columbia ist offiziell die erste kanadische Stadt, die von der UNESCO als Creative City of Gastronomy ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit der Westbank First Nation und der Canadian Commission for UNESCO gab die Stadt bekannt, dass sie Teil des internationalen Netzwerks kreativer Städte wird – ein Meilenstein, der die Region Okanagan Valley in eine Reihe mit kulinarischen Zentren wie San Antonio (USA) und Mérida (Mexiko) stellt.

Blaue Metallskulptur eines Bären am Waterfront Park in Kelowna
Kunst im öffentlichen Raum: Der „Bear“ am Waterfront Park Kelowna © Wolfgang Greiner

Von der Landwirtschaft zur kulinarischen Weltbühne

„Diese Anerkennung bestätigt, was wir hier im Okanagan Valley seit Jahrzehnten wissen: Kelowna ist ein Weltklassezentrum für Landwirtschaft, Kulinarik und Getränke“, erklärte Bürgermeister Tom Dyas. „Unsere Gastronomie und Weinwirtschaft sind nicht nur Motor unserer lokalen Kultur und Wirtschaft, sondern ein Grund, warum immer mehr Menschen die Region besuchen und erleben möchten.“

Jährlich zieht Kelowna über zwei Millionen Besucher an, die vor allem wegen der kulinarischen Vielfalt, der Weingüter und der landschaftlichen Schönheit kommen. Mit mehr als 500 Restaurants trägt die Gastronomie über 394 Millionen Dollar jährlich zur Wirtschaft bei. Landwirtschaftlich genutzte Flächen machen mehr als die Hälfte des Stadtgebiets aus und erwirtschaften über 3,6 Milliarden Dollar pro Jahr.

Nahaufnahme der Front eines roten Cadillac Oldtimers mit Blick auf den Okanagan Lake
Chromglanz und Seenblick: Cadillac Oldtimer-Szene am Ufer des Okanagan Lake bei Kelowna © Wolfgang Greiner

Kelowna steht in besonderer Verbindung zu den syilx-Okanagan Peoples, auf deren traditionellem Territorium die Stadt liegt. Chief Robert Louie von der Westbank First Nation betont die kulturelle Verantwortung, die mit der Auszeichnung einhergeht:

„Die traditionellen Nahrungsmittel und Heilpflanzen unseres Gebiets spiegeln eine tiefe Verbindung zur Erde und zum Wasser wider. Die UNESCO-Auszeichnung bietet Kelowna die Möglichkeit, diese Verantwortung global wahrzunehmen und traditionelle Lebensmittel, Land und Wasser auch für kommende Generationen zu schützen.“

Nachhaltigkeit, Kultur und Gemeinschaft

Die Ernennung zur UNESCO-Stadt der Gastronomie würdigt Kelownas Engagement für eine nachhaltige Lebensmittelwirtschaft, kreative Kochkunst und kulturelle Vielfalt. Sie ist zugleich ein Versprechen, traditionelle indigene Praktiken und moderne Innovationen miteinander zu verbinden.

Weingut Meadow Vista Honey Wines in East Kelowna mit Firmenschild und Verkostungsraum
Honigweine aus eigener Imkerei: Meadow Vista Honey Wines in Kelowna © Wolfgang Greiner

David Schimpky, Direktor der Canadian Commission for UNESCO, erklärte:

„Diese Auszeichnung ehrt Kelownas Bestreben, Gastronomie als Motor nachhaltiger Entwicklung zu nutzen. Sie wird lokale Initiativen stärken und Kooperationen aufbauen – immer geleitet vom Wissen der syilx über die Bewahrung von Land und Wasser. Das Ziel: gerechte Ernährungssysteme, nachhaltiger Tourismus und gemeinsamer wirtschaftlicher Nutzen.“

Die Mitgliedschaft im UNESCO Creative Cities Network bringt Kelowna zahlreiche Chancen:

  • Internationale Sichtbarkeit: Neue kulinarische Festivals, Medienaufmerksamkeit und Partnerschaften auf globaler Ebene.
  • Wirtschaftswachstum: Stärkung des Standortmarketings und der Lebensqualität – attraktiv für Fachkräfte und Unternehmen.
  • Kulturelle Bewahrung: Förderung und Schutz indigener Kochpraktiken und -zutaten.
  • Wissenstransfer: Austausch mit anderen UNESCO-Städten weltweit, etwa in Frankreich, Italien, Japan und Mexiko.
  • Nachhaltige Entwicklung: Orientierung an den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen, inklusive Klimaschutz und lokaler Ernährungssysteme.
  • Gemeinschaftsgefühl: Stärkung einer kulinarischen Identität, die Wein, Handwerkskunst, Märkte und Feste vereint.
Blick auf das Glockenturm-Gebäude und den Skulpturenpark der Mission Hill Winery in Kelowna
Architektur und Kunstgenuss: Mission Hill Family Estate Winery in Kelowna © Wolfgang Greiner

Partner aus Bildung, Tourismus und Wirtschaft

Kelownas Bewerbung war das Ergebnis einer breiten Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, der Westbank First Nation, Tourism Kelowna und dem Okanagan College. Eingebunden waren auch Produzenten, Köche, Winzer, Unternehmer sowie gemeinnützige Organisationen.

Dr. Neil Fassina, Präsident des Okanagan Colleges, unterstrich die Bedeutung für Ausbildung und Innovation:

„Diese Anerkennung steht für Kreativität und Nachhaltigkeit, die unsere Region prägen. Mit unserem neuen Centre for Food, Wine and Tourism fördern wir die nächste Generation kulinarischer Führungspersönlichkeiten.“

Auch Tourism Kelowna sieht große Chancen:

„Diese Auszeichnung hebt Kelownas Marke auf internationales Niveau“, erklärte Lisanne Ballantyne, Präsidentin & CEO. „Viele Reisende orientieren sich an solchen Gütesiegeln, um authentische gastronomische Erlebnisse zu finden. Das wird neue Besucher, Events und Konferenzen anziehen.“

Außenansicht des Pulp Fiction Coffee House mit angrenzendem Antiquariat in Downtown Kelowna
Retro-Charme mit Koffein: Pulp Fiction Coffee House Kelowna © Wolfgang Greiner

Vom Weinberg bis zur Gemeinschaftsfarm

In der gesamten Region wird die Entscheidung gefeiert – von großen Betrieben bis hin zu sozialen Initiativen.

Jenny Matechuk von der Helen’s Acres Community Farm betont den sozialen Aspekt:

„Lebensmittelsicherheit braucht Gemeinschaft. Die Ernennung Kelownas zur City of Gastronomy bringt neue Energie, um sicherzustellen, dass mehr Menschen Zugang zu regionalen Lebensmitteln haben.“

Auch Vertreter der Weinindustrie und der Gastronomie sehen die Ernennung als Ansporn. Tony Stewart von BACAS Family Wines sprach von einer „Anerkennung für die gesamte Community“, während Audrey Surrao von RauDZ Creative Concepts hervorhob:

„Seit über 20 Jahren arbeiten wir mit Bauern, Winzern und Produzenten zusammen, die mit Leidenschaft und Kreativität die kulinarische Identität des Okanagan prägen. Jetzt können wir die Welt an diesem Erbe teilhaben lassen.“

Grüner Oldtimer-Lieferwagen mit Holzfässern im Hof eines Weinguts bei Kelowna
Tradition trifft Handwerk: Alter Pickup Truck im Weingut bei Kelowna © Wolfgang Greiner

Teil eines globalen Netzwerks

Die UNESCO Creative Cities Initiative wurde 2004 gegründet und umfasst acht kreative Bereiche: Architektur, Kunsthandwerk, Design, Film, Gastronomie, Literatur, Medienkunst und Musik. In Kanada gehören bisher nur vier Städte dem Netzwerk an: Québec City (Literatur), Montréal (Design), Toronto (Medienkunst) und London, Ontario (Musik).

Mit Kelowna als fünftem Mitglied und erster Stadt im Bereich der Gastronomie wird Kanadas kreative Landkarte um eine bedeutende kulinarische Destination erweitert.

Über die Ernennung hinaus soll in den kommenden Monaten ein mehrjähriger Aktionsplan entstehen, der lokale Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Landwirte und kulturelle Organisationen vernetzt.

Blick auf die Kelowna Waterfront-Marina mit Booten, See und Bergen im Hintergrund
Sonne, Wasser & Weitblick: Die Marina an der Waterfront Kelownas © Wolfgang Greiner

Kulinarisches Herz des Okanagan Valley

Kelowna liegt im Herzen des Okanagan Valley, einer Region, die für ihre Weine, Obstgärten, Craft-Breweries und nachhaltige Landwirtschaft bekannt ist. Besucher erwartet hier eine Kombination aus kulinarischer Kreativität, indigener Tradition und landschaftlicher Schönheit – umrahmt von Bergen, Seen und sonnenverwöhnten Weinbergen.

Die UNESCO-Auszeichnung verleiht diesem Zusammenspiel nun ein internationales Gütesiegel. Kelowna wird so zum Vorreiter eines kulinarisch nachhaltigen Kanadas – einer Stadt, in der Geschmack, Gemeinschaft und Umweltbewusstsein eine genussvolle Einheit bilden.

Weitere Informationen:

👉 www.kelowna.ca

👉 unesco.org/creative-cities

Abendaufnahme der beleuchteten William R. Bennett Bridge über den Okanagan Lake in Kelowna
Abendstimmung über dem Okanagan Lake: William R. Bennett Bridge bei Kelowna © Wolfgang Greiner

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