Wenn im Herbst Nebel über den Hudson River zieht, verfärben sich die Wälder in warmes Orange und Gold – und das kleine Dorf Sleepy Hollow verwandelt sich in einen Ort, an dem Fantasie und Wirklichkeit verschmelzen. Kaum ein anderer Ort in den USA ist so eng mit einer Legende verbunden. Der kopflose Reiter, der Lehrer Ichabod Crane und die geheimnisvolle Katrina Van Tassel – sie alle stammen aus Washington Irvings Erzählung The Legend of Sleepy Hollow, doch ihre Spuren führen in ein ganz reales Dorf nördlich von New York City.
Sleepy Hollow existiert – und mehr noch: Es ist der Originalschauplatz der berühmtesten Geistergeschichte Amerikas. Wer durch die Straßen des Ortes und der angrenzenden Stadt Tarrytown spaziert, spürt, dass hier Geschichte und Mythos Hand in Hand gehen. Besonders im Oktober, wenn Kürbisse leuchten und Laternen den Weg durch alte Friedhöfe weisen, entfaltet der Ort seine ganze Magie. Doch Sleepy Hollow lohnt sich nicht nur zu Halloween – zu jeder Jahreszeit offenbart es den Zauber des Hudson Valley in seiner vielleicht geheimnisvollsten Form.

Auf den Spuren des kopflosen Reiters
Washington Irvings Geschichte von 1820 ist längst Weltliteratur – und wurde unzählige Male neu erzählt, vom Hollywoodfilm „Sleepy Hollow“ (1999) mit Johnny Depp bis zur gleichnamigen TV-Serie. Der Stoff ist zeitlos, weil er beides vereint: romantische Melancholie und wohligen Schauer.
Das Herz der Legende schlägt im Old Dutch Churchyard, wo der kopflose Reiter angeblich sein Unwesen treibt – und wo Washington Irving selbst begraben liegt. Die Old Dutch Church, eine der ältesten Kirchen des Bundesstaates, bildet mit ihrem Friedhof den zentralen Schauplatz der Erzählung. Bei den beliebten Laternenführungen wandern Besucher durch die Nacht, begleitet von Kerzenlicht, Geschichten und dem Gefühl, dass hinter jedem Grabstein ein Schatten lauern könnte.
Ein weiteres Highlight ist Irvings ehemaliges Anwesen „Sunnyside“ in Tarrytown. Das romantische Haus am Hudson River ist heute ein Museum und erzählt vom Leben und Schaffen des Schriftstellers. Die Führungen sind ebenso unterhaltsam wie atmosphärisch – und vermitteln, wie die Landschaft des Hudson Valley Irvings Fantasie beflügelte.
Wer tiefer eintauchen möchte, entdeckt in Lyndhurst Mansion, einem der eindrucksvollsten viktorianischen Anwesen der Region, die Kulisse zahlreicher Film- und Serienproduktionen – darunter The Gilded Age und Winter’s Tale. Das Schloss thront über dem Fluss wie ein Denkmal an vergangene Epochen – und ist zugleich Bühne für klassische Konzerte, Kunstveranstaltungen und (passend zur Saison) Halloween-Touren mit Gruselfaktor.

Geister, Geschichten und Genuss im Hudson Valley
Sleepy Hollow wäre ohne seine Geister nicht Sleepy Hollow. Hier ranken sich Legenden um jede Straßenecke. So soll der Geist des britischen Spions Major John André im Patriots Park umherwandeln – und noch immer hört man, so erzählen Einheimische, das Schnauben seines Pferdes in mondlosen Nächten. Im nahen Rockefeller State Park Preserve warnt die „Wailing Woman of Raven Rock“ Wanderer mit klagenden Rufen, während das Octagon House in Irvington von mysteriösen Erscheinungen heimgesucht sein soll.
Doch jenseits des Übernatürlichen lebt Sleepy Hollow vom Charme des echten Lebens: kleine Läden, liebevoll geführte Cafés, viktorianische Häuser und das satte Grün der umliegenden Parks. Ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen ist das elegante Sleepy Hollow Hotel in Tarrytown – mit Kaminen, gemütlicher Lounge und dem exzellenten Hudson Bistro, das regionale Küche modern interpretiert.
Auch kulinarisch ist Sleepy Hollow ein Spiegel seiner Geschichte. Im Lefteris Gyro gibt es authentische griechische Spezialitäten, das Sweet Grass Grill serviert frische Farm-to-Table-Gerichte, und im Bridge View Tavern treffen lokale Biere auf herzhafte Burger. Samstags verwandelt sich der Farmers Market im Patriots Park in ein Schlaraffenland aus Käse, Brot und Wein aus dem Hudson Valley. Bierliebhaber sollten zudem einen Abstecher zur Captain Lawrence Brewery in Elmsford einplanen – ein Treffpunkt für alle, die Handwerk und Hopfen gleichermaßen schätzen.
Wer etwas länger bleibt, entdeckt das Hudson Valley von seiner schönsten Seite: mit den malerischen Flussufern, den Wanderwegen entlang des Rockefeller State Park, dem eleganten Nachbarort Irvington und den Boutiquen in Tarrytown, die zwischen Kunst, Antiquitäten und Kuriositäten alles bieten, was zur Atmosphäre dieses sagenhaften Ortes passt.

Reisetipps Sleepy Hollow & Hudson Valley
Anreise
Sleepy Hollow liegt rund 40 Kilometer nördlich von Manhattan am Hudson River und ist mit dem Zug (Metro-North Hudson Line ab Grand Central Station bis Tarrytown, ca. 40 Minuten) oder mit dem Mietwagen bequem erreichbar. Die Fahrt entlang des Hudson bietet bereits erste Ausblicke auf das malerische Flusstal.
Beste Reisezeit
Am eindrucksvollsten zeigt sich Sleepy Hollow im Herbst – besonders im Oktober, wenn Kürbisse, Nebel und Laubfärbung die perfekte Kulisse für Halloween schaffen. Aber auch im Frühling und Sommer laden Parks, Weingüter und der Hudson River zu Spaziergängen, Bootsfahrten oder Picknicks ein.
Kultur & Sehenswertes
• Old Dutch Church & Cemetery: Herzstück der Legende, nächtliche Laternenführungen im Oktober.
• Sunnyside: Washington Irvings ehemaliges Anwesen direkt am Hudson River.
• Lyndhurst Mansion: Filmkulisse, Konzert- und Eventort mit beeindruckender Architektur.
• Rockefeller State Park Preserve: Spazierwege, Reitpfade und stille Wälder voller Legenden.
Extra-Tipp
Am besten verbindet man Sleepy Hollow mit einem Hudson-Valley-Roadtrip – über Tarrytown, Cold Spring, Beacon und Hudson bis nach Albany. Jede Stadt entlang des Flusses erzählt ihre eigene Geschichte.
Mehr Infos zu Sleepy Hollow und Tarrytown unter visitsleepyhollow.com.
